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Architektur des Inneren

Gezwungen durch die eigenmächtigen Veränderungen an den ursprünglichen Plänen durch Dritte entstand durch Balthasar Neumanns phantastische Gestaltungskraft eine einzigartige Innenarchitektur, die im Gegensatz zur auf den ersten Blick recht plump wirkenden Außenarchitektur steht: Drei längsgerichtete Ellipsen, deren mittlere die größte ist, vermitteln den Eindruck einer runden Kirche. Im optischen Zentrum steht der Gnadenaltar; ihn überwölbt eine ovale Deckenkonstruktion, deren Prinzip bis heute nicht voll nachvollziehbar ist. Welche mathematische Verfahren Neumann bei der Berechnung verwendete, weiß man nicht. „Baugeschichtlich darf's so etwas gar nicht geben" (Dr. Peter Ruderich); man vermutet, dass Neumann Kenntnisse aus dem Kanonenbau und der Ballistik transferiert hat.
Im dominierenden Mittelraum steht der Gnadenaltar mit der Erscheinungsstelle. Ein quadratischer Schacht umschließt den mit Bildern der Vision geschmückten Ort, der nach Osten einen Zugang hat. Über dem Schacht erhebt sich ein Baldachin, der von behäbigen schneckenförmigen Sockeln getragen wird. Auf Diagonalen zum Erscheinungsschacht stehen die Statuen der „Vierzehn Nothelfer“. Umgeben ist die Anlage von einem Speisengitter in einer Ellipsenkurve, die sich zu beiden Seiten des Eingangs totläuft. Somit zeigt der Grundriss eine Herzform.   

Der mit Muschelwerk verzierte Kanzelkorpus schwingt in vier Voluten aus. Auf diesen wurden – für jeden damals bekannten Erdteil (Europa, Asien, Afrika, Amerika) – ein Puttenköpfchen gesetzt. Ein Relief, das die Evangelisten darstellt, füllt die einzelnen Felder des Korpus. Ein vergoldeter Sonnenball mit Gewölk, sieben Engelchen und blitzendem Strahlenkranz bilden den Schalldeckel. In der Kirche befinden sich drei goldene Kugeln (Kanzel, Gnadenaltar, Hochaltar) – sie symbolisieren die Dreifaltigkeit.

Charakteristisch ist die "Auflösung des Raumes", die durch Architektur wie auch Dekoration erreicht wird: Ein Übergang von Wand zu Decke ist kaum auszumachen, der Raum öffnet sich nach oben in den Himmel. Schön sichtbar wird dies z.B. an den Seitenaltären: Der obere Rand des Altars verschmilzt optisch mit dem Deckengemälde, der "Himmelsleiter".

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