Europa wurde durch den vom nationalsozialistischen Regime in Deutschland verursachten Weltkrieg erschüttert. Der Ausgang des Krieges stellte die Weichen in der politischen Geographie der zweiten Hälfte des 20. Jhs. Der "Eiserne Vorhang" teilte West- und Osteuropa räumlich und ideologisch und machte aus Deutschland zwei Staaten, die jeweils in die westlichen und östlichen Wirtschafts- und Militärbündnisse eingegliedert wurden. Viele hatten sich schon an die Teilung Deutschlands gewöhnt, nicht jedoch grenznahe Gemeinden im Osten wie im Westen, deren Einwohner ständig durch ihre besonderen Lebensumstände an die Realität der Grenze erinnert wurden. Wie einschneidend die wirtschaftliche, demographische und verkehrsgeographische Trennung in Ost und West sich auswirkte und wie überraschend die Folgen der Wiedervereinigung waren, soll am Beispiel der Gemeinde Michelau im Landkreis Lichtenfels gezeigt werden. Dieser Ort lag in der als 40 km breites Band definierten Grenzlandzone entlang des "Eisernen Vorhangs". Um die Tragweite dieser Situation erfassen zu können, muss der Blick zunächst auf die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg gelenkt werden.