Der Schulbrunnen in Lichtenfels

Text der Tafel auf dem Schulbrunnen:

„Zur steten Mahnung an die verbrechen der Pogromnacht vom 09. und 10.11. 1938 und das Unrecht gegenüber ihren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern im Dritten Reich benennt die Stadt Lichtenfels diesen Brunnen nach der damals im gegenüberliegenden Anwesen Judengasse 14 befindlichen israelitischen Volksschule".

Als 1993 die Badgasse in eine Fußgängerzone umgewandelt wurde, errichtete man zur Verschönerung diesen recht ansprechenden Brunnen. Zwei Jahre später wurde die oben beschriebene Tafel zum Gedenken an die Lichtenfelser Juden angebracht und der Brunnen in „Schulbrunnen" umbenannt, womit er quasi auch Denkmalcharakter erhielt.

Die Stadt Lichtenfels hat mit diesem zweiten jüdischen Denkmal - ein Ehrenmal zum Gedenken an alle jüdischen Opfer wurde bereits 1952 am Friedhof errichtet ‑ den Versuch unternommen, sich auch zu den dunklen Seiten ihrer Geschichte zu bekennen. Nur erscheint uns dieses Bemühen etwas halbherzig. Die Tafel spricht recht allgemein von „Unrecht" an den jüdischen Mitbürgern. Bei dieser Formulierung wird aber das ganze Ausmaß dieses Unrechts nicht deutlich. Nach dem Beginn der Nazi-Herrschaft erfuhren auch die Lichtenfelser Juden durch verschiedene Maßnahmen, dass sie plötzlich von angesehenen Bürgern zu verachteten Menschen wurden. Manchen gelang die Flucht ins Ausland; diejenigen aber, die zurück bleiben mussten, wurden im Schächterhaus neben der Synagoge einquartiert und schließlich in Todeslager nach Osteuropa abtransportiert. Insgesamt wurden aus Lichtenfels 14 Juden umgebracht.

Wenn man sich diese Verbrechen vor Augen hält, erscheint die fast unscheinbare Plakette, die noch dazu nachträglich angebracht wurde, alles andere als angemessen. Auch der Name „Schulbrunnen" wird den Opfern dieser Greueltaten nicht gerecht, da er mehr an das Gebäude erinnert als an die ermordeten Menschen.

Unserer Meinung nach sollte in Lichtenfels ein beachtlicheres Denkmal für die jüdischen Opfer errichtet werden, um zu zeigen, dass man nach über 50 Jahren nach Ende der Nazi‑Diktatur bereit ist, sich ehrlich und schonungslos mit dieser Zeit auseinander zu setzen.

Trotz aller Kritik verdient der „Schulbrunnen" aber dennoch die Bezeichnung Denkmal, denn er kann den historisch interessierten Bürger dazu bringen, darüber nachzudenken, wie man besser mit Geschichte umgehen könnte.

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