3.3 Der Rückzug in das Priestertum

Obwohl sich der Druck auf die BVP mehrte, wollte die Leitung dieser Partei nicht aufgeben, Widerstand zu leisten, eine Strategie, die zu Massenverhaftungen von BVP-Politikern und -Mitgliedern führte. Die Verhaftungswelle begann in München am 25. Juni 1933 und betraf innerhalb von vier Tagen über 2000 Personen[74]. Auch der Bamberger Wahlkreis wurde am 26. Juni 1933 erfasst und Meixner zusammen mit seinen Parteifreunden in Schutzhaft genommen. Zu den Verhafteten gehörte der BVP-Vorsitzende Leicht, BVP-Kreisgeschäftsführer Banzer und alle Stadträte der BVP - Dorn, Eichfelder, Fröhling, Koberstein, Kraus, Dr. Rattel, Röckl, Thoma, Dreßler. Das gleiche Schicksal erlitten zahlreiche aktive Politiker der SPD, der Kommunisten und Liberalen und zahlreiche Priester und kirchlich Engagierte. Das nationalsozialistische Blatt “Fränkisches Volk - Bamberger Tagblatt” konnte berichten: Es herrsche “große Befriedigung” darüber, dass der “Seuchenherd” endgültig habe abgetötet werden können[75].

Am 30. Juni 1933 wurde Georg Meixner gemeinsam mit seinem Parteifreund Prälat Johann Leicht[76] ins Exerzitienheim in Vierzehnheiligen gebracht. Der Erzbischof hatte dies veranlasst, da es sich nicht zieme, “den in Schutzhaft befindlichen hochwürdigen Herrn Nachtlager und Kost zu geben, wie sie für Sträflinge bestimmt sind.”[77]

1936 wurde Meixner wegen seiner Verdienste zum päpstlichen Geheimkämmerer ernannt.[78] Trotzdem durfte er ab 1937 nicht mehr eine Pfarrei versorgen; deshalb wies ihm das Erzbistum eine Stelle als Pfarrverweser in Bamberg St. Gangolf zu. Dort wirkte er ab dem 16. Juli 1937.[79] In Meixners Amtszeit dort fällt der Erwerb des Pfarrheimes und die Restauration der Kirche.[80] Außerdem versuchte er hier durch seine Predigten die Bevölkerung wachzurütteln. Weil er stets Gefahr lief, wieder verhaftet zu werden, konnte er seine Botschaften nur in abgeschwächter Form oder hinter Metaphern versteckt weitergeben.

Am 22. Oktober 1939 verkündete er, “aus Zeiten der größten Not und Bedrängnis sei die Kirche immer siegreich hervorgegangen”. Dieser positive Blick in die Zukunft war durchaus gefährlich und wurde von den staatlichen Stellen mit Missgunst betrachtet. Noch deutlicher warnte Meixner am 24. Oktober 1940 vor dem Glaubensverfall und der Gottlosigkeit in der Zeit der NS-Diktatur. Man lebe heute in einer schweren Zeit.

“Unter Sehnen und Schmerzen werden andere Welten geboren, Glaube und Unglaube führen einen schweren Kampf, so dass auch der Christ schwankend werden könne: Voltaire, der Franzose, habe in den Zeiten der französischen Revolution seinem Volke zugerufen: "Ich versichere Euch, dass in 20 Jahren der christliche Glaube erledigt ist." Nach 20 Jahren sei Voltaire im Todeskampf gelegen, während Christus noch lebe. (...) Christus sei ein König. Seine Macht werde kein Ende nehmen, trotz der Widersacher. Das sei der Trost in diesen Tagen. Solange die Menschen nicht zurückkehrten zu seinem Reich, zu seinen Grundsätzen, werde über uns keine andere Zeit kommen.”[81]

Meixner sah in Papst Pius XII. den einzigen geeigneten Verhandlungsführer, der einen Friedensschluss auf einer tragbaren und dauerhaften Basis zum Wohle aller Völker erreichen könne. Besonders hob er den Einsatz des Papstes bei der Versorgung mit Lebensmitteln und dem Besuch der Gefangenenlager hervor.[82]

Als dem Prälaten wegen seines Einsatzes gegen das NS-Regime eine längere Haftstrafe drohte, berief ihn das Metropolitankapitel zu seinem Schutz zum Domkapitular. Gewählt wurde er am 6. Februar 1941 mit Gültigkeit ab dem 1. März 1941. Am 15. April wurde er in das Amt eingesetzt, am 28. nahm er seine neue Tätigkeit auf.[83]

Seine Gemeinde bedauerte Meixners Wahl ins Domkapitel. Viele hätten sich gewünscht, ihn noch länger als ihren “Pfarrer” behalten zu dürfen. Dies macht folgender Ausschnitt aus den Regierungspräsidentenberichten indirekt deutlich:

“Wegen des Vergehens gegen das Sammlungsgesetz wurde gegen Maria Erhardt in Bamberg Anzeige erstattet, weil sie im Frühjahr 1941 eine unerlaubte Sammlung durchführte. Der Ertrag sollte dem Domkapitular Meixner in Bamberg als Abschiedsgeschenk übergeben werden.”[84]



[74]    nach Volk, Der bayerische Episkopat, S. 104

[75]    SOV, St. Heinrichskalender 1983, S. 36-38

[76]    nach Schumacher, Die Abgeordneten der Weimarer Republik, S. 284

[77]    nach Breuer, Verordneter Wandel?, S. 101/102

[78]    nach Bayerische Akademie der Wissenschaften, Neue Deutsche Biographie, S. 735/736

[79]    AEB, Schematismus 1960, S. 13

[80]    NBV Nr. 170 vom 25.7.1957

[81]    nach Witetschek, Die kirchliche Lage in Bayern, S. 334-336

[82]    nach Witetschek, a.a.O., S. 415-417

[83]    AEB, Schematismus 1960, S.13

[84]    nach Witetschek, a.a.O., S. 388-390