Eine interessante Baugeschichte hat die schmucke
Kirche Sankt Ägidius in dem kleinen Ort Frauendorf, die Anklänge an ihr
großes Vorbild Vierzehnheiligen kaum verleugnen kann. Was Wunder: Der
Entwurf stammt von Johann Thomas
Nissler (1713-1769), dem ausführenden Baumeister von
Vierzehnheiligen. Dieser führte in Staffelstein einen großen Baubetrieb
mit großen handwerklichen Fähigkeiten und plante selbst mehrere
Sakralbauten im Obermaintal.
Balthasar Neumann war 1753 gestorben, bevor die
technisch und handwerklich sehr schwierige Deckenkonstruktion realisiert
werden konnte; auch aus anderen Gründen lagen die Bauarbeiten still.
Mit dem Balthasar Neumann nachempfundenen Entwurf von
Sankt Ägidius wies Nissler seine handwerklichen wie statisch- technischen
Fähigkeiten nach: Er plante und realisierte eine „zweijochige Kirche
mit verschleifenden Gewölbeschalen“ (Schelter a.a.O. S. 352 f.),
eine Gewölbekonstruktion, die Balthasar Neumann von Dientzenhofer
übernommen und in Vierzehnheiligen zur Perfektion geführt hatte;
durch diesen Nachweis seines Könnens erhielt Nissler schließlich den
Auftrag, auch die Deckenwölbung von Vierzehnheiligen als verantwortlicher
Bauleiter auszuführen. Dies gelang bis 1763 – und das Gewölbe hält
bis heute, hat Blitzschlag und Brand überstanden.
St. Ägidiens Gewölbe allerdings musste bereits 1788
repariert werden, 1803 wurde die Kirche wegen angeblicher Baufälligkeit
vorübergehend gesperrt. Stehen tut sie aber heute noch.