Beilagen

Titel
Inhalt

Vorwort

Die Andechs-
Meranier

Die Andechs-
Meranier
in Franken:

Kap. 1
Kap. 2
Kap. 3
Kap. 4
Kap. 5
Kap. 6
Kap. 7

Literatur

Karte Europa

Karte Franken

 

Stammtafel

Abbil-
dungen:

Bbger Dom
Plassenburg
Niesten

 

2. Andechsische Doppelherrschaft in Franken

2.1 Die Anfänge unter Bischof Otto II.

Waren die Anfänge andechsischer Herrschaft in Franken von der Rivalität zum Bamberger Bischof geprägt, so änderte sich dies, als 1177 mit Otto II. erstmals ein Mitglied der Familie den Bamberger Bischofsstuhl bestieg. Die Weihe Ottos, vormals Bischof von Brixen, zog sich allerdings hin. Erst 1179 erfolgte sie direkt durch Papst Alexander III., ein Sonderrecht der Bamberger Bischöfe. Der Grund für die Verzögerung war die Tatsache, dass Alexander den Mainzer Erzbischof, eigentlich zuständig für die Weihe, nicht verärgern wollte, da er ein wichtiger Mittler in dem schwelenden Konflikt zwischen Kaiser und Papst war. Bischof Otto II. erwies sich als konsequenter Parteigänger der Staufer und führte damit die Familientradition ungebrochen fort. Als er 1196 starb und im Georgenchor des Bamberger Doms begraben wurde, zählten zwar zwei mögliche andechsische Nachfolger zum höheren Klerus Bambergs. Beide waren aber noch zu jung für die Nachfolge, so dass zunächst der Dompropst Timo neuer Bischof wurde. Ihm folgte für ein Jahr Konrad von Ergersheim, bis schließlich 1203 mit Ekbert wieder ein Andechser dieses Amt versah. Damit stand Oberfranken von 1177 bis 1237 für 60 Jahre unter geistlicher und weltlicher Herrschaft der Andechser.

Bamberger Dom, erbaut unter den Andechser Bischöfen Otto II. und Ekbert
(Bleistiftskizze von Helmut Osterlänger)

2.2 Gemeinsame Machtentfaltung in Oberfranken

Beispiele der Zusammenarbeit Kloster Langheim und Banz

Die Zusammenarbeit der beiden Machtpole zeigt sich beispielsweise bei der Erschließung des Frankenwaldes. Dort hatte bereits Bischof Otto II. Güter um Teuschnitz herum an das Kloster Langheim vergeben, um sich dessen Mithilfe beim Landesausbau und der Kultivierungsarbeit zu sichern. Ausdrücklich wurden diese Besitzungen nur unter den Schutz Herzog Bertholds IV. (1188-1204) gestellt, der mit Billigung des bischöflichen Onkels immer mehr zu einem der Hauptförderer Kloster Langheims wurde.

Auch die Übertragung der Vogtei über Kloster Banz, die nach dem Aussterben der Abenberger vakant geworden war, machte die Zusammenarbeit des Bischofs mit dem weltlichen Zweig seiner Familie deutlich.

Herrschaftsgeflecht um und nach 1200 (siehe auch Karte)

Das Übergewicht der Andechser in Oberfranken zeigte sich um 1200 auch daran, dass eine Reihe ehemals freier Adelsgeschlechter nun zu Ministerialen der Andechser wurden, die zusammen mit den anderen Dienstmannen des Geschlechts ein recht dichtes Netz von Herrschaftsstützpunkten über weite Teile Oberfrankens bildeten.

Damit hatte das Geschlecht der Andechser um 1200 und danach in Franken eine breite Machtbasis, als deren Hauptburgen Giech, Arnstein, Niesten, Lichtenfels, die Plassenburg und die Festung Rosenberg über Kronach zu gelten haben. Jeder dieser Hauptsitze wurde durch eine Reihe kleinerer Ministerialensitze gesichert.

Ganz im Nordosten lag dabei Hirschberg an der Saale. Auch Eichenstein und Tschirn, etwas weiter südlich, waren Sitze andechsischer Ministerialen.

Die Burg Wallenfels, wohl nach 1195 von den Andechsern auf Bamberger Lehensgebiet im Frankenwald errichtet, wurde Sitz einer gleichnamigen Dienstmannenfamilie. Die ehemals freien Herren der unmittelbar benachbarten Burg Steinberg befanden sich spätestens seit 1223 im Dienste der Andechser. Beide Burgen dienten auch der Sicherung des nördlichen Teils des Rodachtales, dessen weiterer Lauf durch Kronach und die benachbarten Ministerialensitze in Leutendorf und Rugendorf gedeckt und mit den Besitzungen am Main verbunden wurde. Die Herrschaftseckpunkte im Osten bildeten Bernstein und Sparneck.

Der Herrschaftskern um Bayreuth wurde von den Besitzungen derer von Truppach gesichert, weiterhin durch die Sitze von Göritzen, Eschen, Eckersdorf, Oberpreuschwitz und Weidenberg. Bei den Herren von Truppach, vermutlich einer Seitenlinie der Aufseß, wurde die Zusammenarbeit zwischen andechsischem Bischof und weltlichem Familienoberhaupt in Franken auch darin deutlich, dass Familienmitglieder der Truppachs zunächst für Bischof Ekbert, dann für Herzog Otto als Urkundenzeugen tätig waren. Die Eckersdorfer zeigten sich schon im Giechburgvertrag als andechsische Dienstmannen, gehörten also wohl mit zu den frühesten Gefolgsleuten der Familie in Franken. Die Weidenberg wurden erstmals 1223 genannt, als sie in einer Urkunde Herzog Ottos VII. in dessen Zeugenreihe erschienen. Anfang des 15. Jahrhunderts erlosch das Geschlecht.

Das Gebiet zwischen Bayreuth und Kulmbach wurde durch die Ansitze in Menchau, Thurnau, Hutschdorf, Leuchau und Trebgast gesichert. Es gehörte in weiten Teilen zur Hochgerichtsbarkeit der Förtsche von Thurnau, die schon 1149 zu den Ministerialen der Andechser zählten und als solche wohl die direkten Gegenspieler der Walpoten wurden, aus deren Gerichtsherrschaft zu Zwernitz dann auch ihr Hochgerichtssprengel entstand. Die Bedeutung der Förtsche für die Andechser zeigt sich auch daran, dass in den 40er Jahren des 13. Jahrhunderts sich die andechsischen Hofämter des Kämmerers und des Marschalls in ihrer Hand befanden. Gerade in dieser Region kann man beobachten, wie eine Reihe alter Geschlechter, beispielsweise die Walpoten, durch die Andechser immer mehr an Einfluss verloren und ihre Besitzungen an die neuen Herren übergingen. Wohl schon 1218 mussten sie ihre Stammburg Zwernitz den Herzögen zu Lehen auftragen. Die Burg Trebgast war vielleicht schon einige Jahre vorher verloren gegangen; gleiches gilt für Berneck und anderen Besitz.

Das Maintal von Kulmbach bis Lichtenfels wurde durch die Burg in Burgkunstadt sowie Ministerialensitze in Weidnitz und Schwürbitz gesichert. Die Weidnitz sind nur für die Jahre 1180 bis 1225 bezeugt. Gerade für den Raum Lichtenfels waren auch die Vogteien über die Klöster Banz und Langheim entscheidende Machtfaktoren. Daneben spielten hier die Herren von Schönbrunn, ein ursprünglich edelfreies Geschlecht, das spätestens seit 1187 im Dienste der Andechser stand, ein nicht unbedeutende Rolle.

Den nördlichen Jura beherrschten die Burgen Niesten und Arnstein, ergänzt durch Dienstmannensitze in Weiden und Weismain. Das edelfreie Geschlecht derer von Niesten war bereits 1189/90 ausgestorben. Unmittelbar danach scheinen die Andechser die Herrschaft übernommen zu haben, die auch die Cent Niesten in ihren Besitz hatten. Die von ihnen dort eingesetzten Ministerialen nannten sich ebenfalls nach der Burg.

Wohl erst in den Jahren vor 1239 wurden Burg und Gericht der Arnsteiner, von Weismain bis zur oberen Wiesent reichend, den Andechsern zu Lehen aufgetragen. Mit dem Tod des letzten edelfreien Arnsteiners gelangte der Besitz 1244 endgültig an Herzog Otto VIII. Die von Weiden waren zunächst Ministerialen des Bamberger Bischofs, ehe sie wohl im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts in den Dienst der Andechser überwechselten. Nach 1216 scheint das Geschlecht erloschen zu sein. Die Weismainer Dienstmannen erscheinen urkundlich erstmals 1229 und waren um 1230 dadurch besonders ausgezeichnet, dass Konrad I. von Weismain das Amt des herzoglich meranischen Kämmerers innehatte.

Ein besonders dichtes Netz von Ministerialensitzen findet sich um die Giechburg und Scheßlitz, zwischen Mainlauf und Westrand der Fränkischen Schweiz. Pünzendorf, zunächst Sitz eines bambergischen Dienstmannes, seit dem 13. Jahrhundert meranischer Ministeriale, Neudorf sowie Memmelsdorf legten die Basis südlich der Giech und führten die Macht der Andechser bis an die Tore Bambergs heran. Im Norden schufen die Ansitze in Kirchschletten und Oberküps die Verbindung zum Besitzschwerpunkt um Lichtenfels.

Der südlichste Burgensitz der Andechser in Franken war die Streitburg, deren Herren zunächst im Dienste des Bambergers standen, bevor sie zu Ministerialen der Andechser wurden.

Betrachtet man die Schwerpunkte andechsischen Besitzes in Oberfranken im Überblick, so ergibt sich ein relativ dichtes Herrschaftsgefüge ausgehend von Bayreuth zunächst dem Roten Main folgend, dann dem gesamten Bogen des Obermains bis nahe Bamberg.

Seitenanfang Voriges Kapitel Nächstes Kapitel