2.2 Gemeinsame Machtentfaltung in Oberfranken
Beispiele der Zusammenarbeit Kloster Langheim und Banz
Die Zusammenarbeit der beiden Machtpole zeigt sich
beispielsweise bei der Erschließung des Frankenwaldes. Dort hatte bereits
Bischof Otto II. Güter um Teuschnitz herum an das Kloster Langheim vergeben, um
sich dessen Mithilfe beim Landesausbau und der Kultivierungsarbeit zu sichern.
Ausdrücklich wurden diese Besitzungen nur unter den Schutz Herzog Bertholds IV.
(1188-1204) gestellt, der mit Billigung des bischöflichen Onkels immer mehr zu
einem der Hauptförderer Kloster Langheims wurde.
Auch die Übertragung der Vogtei über Kloster Banz, die nach
dem Aussterben der Abenberger vakant geworden war, machte die Zusammenarbeit des
Bischofs mit dem weltlichen Zweig seiner Familie deutlich.
Herrschaftsgeflecht um und nach 1200 (siehe
auch Karte)
Das Übergewicht der Andechser in Oberfranken zeigte sich um
1200 auch daran, dass eine Reihe ehemals freier Adelsgeschlechter nun zu
Ministerialen der Andechser wurden, die zusammen mit den anderen Dienstmannen
des Geschlechts ein recht dichtes Netz von Herrschaftsstützpunkten über weite
Teile Oberfrankens bildeten.
Damit hatte das Geschlecht der Andechser um 1200 und danach
in Franken eine breite Machtbasis, als deren Hauptburgen Giech, Arnstein,
Niesten, Lichtenfels, die Plassenburg und die Festung Rosenberg über Kronach zu
gelten haben. Jeder dieser Hauptsitze wurde durch eine Reihe kleinerer
Ministerialensitze gesichert.
Ganz im Nordosten lag dabei Hirschberg an der Saale. Auch
Eichenstein und Tschirn, etwas weiter südlich, waren Sitze andechsischer
Ministerialen.
Die Burg Wallenfels, wohl nach 1195 von den Andechsern auf
Bamberger Lehensgebiet im Frankenwald errichtet, wurde Sitz einer gleichnamigen
Dienstmannenfamilie. Die ehemals freien Herren der unmittelbar benachbarten Burg
Steinberg befanden sich spätestens seit 1223 im Dienste der Andechser. Beide
Burgen dienten auch der Sicherung des nördlichen Teils des Rodachtales, dessen weiterer
Lauf durch Kronach und die benachbarten Ministerialensitze in Leutendorf und
Rugendorf gedeckt und mit den Besitzungen am Main verbunden wurde. Die
Herrschaftseckpunkte im Osten bildeten Bernstein und Sparneck.
Der Herrschaftskern um Bayreuth wurde von den Besitzungen
derer von Truppach gesichert, weiterhin durch die Sitze von Göritzen, Eschen,
Eckersdorf, Oberpreuschwitz und Weidenberg. Bei den Herren von Truppach,
vermutlich einer Seitenlinie der Aufseß, wurde die Zusammenarbeit zwischen
andechsischem Bischof und weltlichem Familienoberhaupt in Franken auch darin
deutlich, dass Familienmitglieder der Truppachs zunächst für Bischof Ekbert,
dann für Herzog Otto als Urkundenzeugen tätig waren. Die Eckersdorfer zeigten
sich schon im Giechburgvertrag als andechsische Dienstmannen, gehörten also
wohl mit zu den frühesten Gefolgsleuten der Familie in Franken. Die Weidenberg
wurden erstmals 1223 genannt, als sie in einer Urkunde Herzog Ottos VII. in
dessen Zeugenreihe erschienen. Anfang des 15. Jahrhunderts erlosch das
Geschlecht.
Das Gebiet zwischen Bayreuth und Kulmbach wurde durch die
Ansitze in Menchau, Thurnau, Hutschdorf, Leuchau und Trebgast gesichert. Es
gehörte in weiten Teilen zur Hochgerichtsbarkeit der Förtsche von Thurnau, die
schon 1149 zu den Ministerialen der Andechser zählten und als solche wohl die
direkten Gegenspieler der Walpoten wurden, aus deren Gerichtsherrschaft zu
Zwernitz dann auch ihr Hochgerichtssprengel entstand. Die Bedeutung der
Förtsche für die Andechser zeigt sich auch daran, dass in den 40er Jahren des
13. Jahrhunderts sich die andechsischen Hofämter des Kämmerers und des
Marschalls in ihrer Hand befanden. Gerade in dieser Region kann man beobachten, wie eine Reihe alter
Geschlechter, beispielsweise die Walpoten, durch die Andechser immer mehr an Einfluss
verloren und ihre Besitzungen an die neuen Herren übergingen. Wohl
schon 1218 mussten sie ihre Stammburg Zwernitz den Herzögen zu Lehen auftragen.
Die Burg Trebgast war vielleicht schon einige Jahre vorher verloren gegangen;
gleiches gilt für Berneck und anderen Besitz.
Das Maintal von Kulmbach bis Lichtenfels wurde durch die Burg
in Burgkunstadt sowie Ministerialensitze in Weidnitz und Schwürbitz gesichert.
Die Weidnitz sind nur für die Jahre 1180 bis 1225 bezeugt. Gerade für den Raum
Lichtenfels waren auch die Vogteien über die Klöster Banz und Langheim
entscheidende Machtfaktoren. Daneben spielten hier die Herren von Schönbrunn,
ein ursprünglich edelfreies Geschlecht, das spätestens seit 1187 im Dienste
der Andechser stand, ein nicht unbedeutende Rolle.
Den nördlichen Jura beherrschten die Burgen Niesten und
Arnstein, ergänzt durch Dienstmannensitze in Weiden und Weismain. Das edelfreie
Geschlecht derer von Niesten war bereits 1189/90 ausgestorben. Unmittelbar
danach scheinen die Andechser die Herrschaft übernommen zu haben, die auch die
Cent Niesten in ihren Besitz hatten. Die von ihnen dort eingesetzten
Ministerialen nannten sich ebenfalls nach der Burg.
Wohl erst in den Jahren vor 1239 wurden Burg und Gericht der
Arnsteiner, von Weismain bis zur oberen Wiesent reichend, den Andechsern zu
Lehen aufgetragen. Mit dem Tod des letzten edelfreien Arnsteiners gelangte der
Besitz 1244 endgültig an Herzog Otto VIII. Die von Weiden waren zunächst
Ministerialen des Bamberger Bischofs, ehe sie wohl im letzten Drittel des 12.
Jahrhunderts in den Dienst der Andechser überwechselten. Nach 1216 scheint das
Geschlecht erloschen zu sein. Die Weismainer Dienstmannen erscheinen urkundlich
erstmals 1229 und waren um 1230 dadurch besonders ausgezeichnet, dass Konrad I.
von Weismain das Amt des herzoglich meranischen Kämmerers innehatte.
Ein besonders dichtes Netz von Ministerialensitzen findet
sich um die Giechburg und Scheßlitz, zwischen Mainlauf und Westrand der
Fränkischen Schweiz. Pünzendorf, zunächst Sitz eines bambergischen
Dienstmannes, seit dem 13. Jahrhundert meranischer Ministeriale, Neudorf sowie
Memmelsdorf legten die Basis südlich der Giech und führten die Macht der
Andechser bis an die Tore Bambergs heran. Im Norden schufen die Ansitze in
Kirchschletten und Oberküps die Verbindung zum Besitzschwerpunkt um
Lichtenfels.
Der südlichste Burgensitz der Andechser in Franken war die
Streitburg, deren Herren zunächst im Dienste des Bambergers standen, bevor sie
zu Ministerialen der Andechser wurden.
Betrachtet man die Schwerpunkte andechsischen Besitzes in
Oberfranken im Überblick, so ergibt sich ein relativ dichtes Herrschaftsgefüge
ausgehend von Bayreuth zunächst dem Roten Main folgend, dann dem gesamten Bogen
des Obermains bis nahe Bamberg.
