VORWORT
Als die Andechs-Meranier sich 1248 aus der Geschichte
verabschiedeten, waren sie eines der vielen Adelsgeschlechter der damaligen
Zeit, das im Strom der Ereignisse versank, weil der haltende Faden der
Generationenfolge abriss. Und doch hatte es anders als die vielen eine
außergewöhnlich hohe Bedeutung im Geflecht des weit verzweigten europäischen
Adelskreises erlangt. Europäisch war es wirklich, denn von Tirol bis Polen, von
Burgund bis Ungarn reichte sein Einfluss. Nach dem Aussterben wurde jedoch die
Erinnerung im Laufe der Jahrhunderte blasser und blasser: Die baulichen Zeugen
ihres Wirkens verfielen zum Teil, das ohnehin spärliche literarische Andenken
wurde nur schleppend weitertradiert.
Um so verdienstvoller ist es, dass nun, nach 750 Jahren, das
Geschlecht der Herzöge von Meranien aus dem Forschungsbemühen eines kleinen
Zirkels der Fachhistorie herausgeführt und wieder einer größeren
Öffentlichkeit bewusst gemacht wird. Dazu dienen Ausstellungen, Tagungen,
Schulfeiern und Lesungen vor allem in den Gebieten, in denen es beheimatet war,
also auch in der Meranierburg und -stadt Lichtenfels.
Als kleiner Baustein will diese Beilage zum Jahresbericht des
Gymnasiums, das seit 1963 den Namen der Meranier trägt, dazu beitragen, dass
dieses Geschlecht möglichst vielen neu gegenwärtig wird. Die beiden Aufsätze
von StD Gerhard Arneth und StR Karlheinz Hößel erheben daher nicht den
Anspruch, andere Sichtweisen zu eröffnen oder gar neue Erkenntnisse
vorzustellen - das ist Aufgabe der Fachhistoriker-, sondern sie wollen einen
einführenden Überblick über die Grafen und späteren Herzöge vermitteln und
zur weiteren Beschäftigung mit ihnen anregen. Daher wurde auf einen
wissenschaftlichen Anmerkungsapparat verzichtet und die Ausbreitung von Details
in Grenzen zu halten versucht. Freilich blieben noch viele Namen und
Eheverbindungen aus einer fernen Zeit ins Gedächtnis aufzunehmen, und es ist zu
hoffen, dass die Leserschaft darüber das Vergnügen an der Lektüre dieses
mittlerweile 35. Heftes der Reihe „Fränkische Heimat am Obermain" nicht
verliert. Die eingestreuten Bleistiftskizzen von OStR Helmut Osterlänger helfen
vielleicht dabei, den nötigen Atem zu holen.
Dischinger, OStD