Anfang 1932 erklärte Meixner
die Kandidatur für den Landtag für die BVP. In seinem ersten öffentlichen
politischen Auftritt am 10. April 1932 eröffnete er der Bamberger Bevölkerung
seine politischen Grundsätze:
“Ich will nach bestem
Wissen und Gewissen zum Wohle unseres Volkes, besonders des kleinen Mannes im
Volke, arbeiten! Ich will ein christlicher, sozialer, bewusst bayerischer (...)
Politiker sein!”
Die politische Richtung
der BVP will Meixner nicht auf einen Stand oder eine Bevölkerungsschicht
beschränken, sondern er betont stets, dass seine Partei eine Volkspartei sei,
die allen Bevölkerungsschichten dienen wolle.
Für Gewerbetreibende und
Händler wünschte er sich, dass möglichst viele den Sprung in die Selbständigkeit
tun oder sich diese lange erhalten können. Dabei wandte er sich gegen die
Konzentrationsprozesse der Wirtschaft, die durch das Großkapital hervorgerufen
wurden. Das folgende Zitat spiegelt seine Erfahrungen aus der miserablen
wirtschaftlichen Lage der Nachkriegszeit wider:
“Wir müssen uns wenden
gegen die übertriebene Zentralisierung, die zu Riesenkonzernen und
Mammutbetrieben geführt hat. Die Krisenzeit der letzten Jahre hat gezeigt, dass
die gesunden Mittel- und Kleinbetriebe viel widerstandsfähiger und
lebensfähiger gewesen sind, als die großen Konzerne. Es muss hier auch Einfluss
genommen werden auf die Banken, die sich in der letzten Zeit sehr zu ihrem
Schaden vorwiegend der Pflege der Großkredite zugewendet haben.”
Dann spricht er sich gegen
die Steuerpolitik des Staates aus, die einige Wirtschaftsbereiche besonders
hart treffe. Ferner hält er die hohen Verzugszinsen des Staates auf
Steuerrückstände für ungerecht, da in dieser Zeit sehr viele Unternehmen
ohnehin vor dem Aus stünden. Zur Förderung der bayerischen Wirtschaft wünscht
er sich vermehrt Reichsaufträge. Außerdem sieht er in der fortschreitenden
Zentralisierung der staatlichen Behörden und Ämter eine Gefahr für Bayern.
Dadurch ergäben sich Defizite in der Vergabe von Reichsaufträgen zugunsten
norddeutscher Großstädte, vor allem Berlins.
Er möchte einen gesunden
Mittelstand schaffen, um die bestehenden Interessensgegensätze zu verringern.
Diesen schätzt er auf 13 - 14 % der Gesamtbevölkerung, ein Prozentsatz der für
ihn eindeutig zu gering ist. Deshalb möchte er die Vermögensbildung der
Unterschicht fördern, indem Immobilienbesitz steuerlich begünstigt werden soll.
Gleichzeitig setzt er sich für ein soziales Mietrecht ein. Er erkennt, dass die
Wohnungsnot durch den Hausbau gelindert wird. Für diejenigen, die sich einen
Hauskauf nicht leisten können, möchte er die Interessen der Vermieter und
Mieter auf einen für beide Parteien verträglichen Ausgleich bringen.
Da auch die Landwirte
durch mangelnde Kaufkraft und Überproduktion von Agrarprodukten schon Ende der
20er Jahre hart getroffen worden waren, spricht er sich für
Steuererleichterungen und günstigere Darlehen für sie aus.
Die Arbeiterschaft möchte
er als Wähler gewinnen. Für sie wünscht er sich den Ausbau des
Sozialversicherungswesens, des Arbeitsschutzes, der Gewerbeaufsicht, des
Tarifrechts und Schlichtungswesens, die Verkürzung der Arbeitszeit und die
Abschaffung der Doppelarbeit. Dabei verweist er auf sein soziales Engagement in
der Nürnberger Arbeiterbewegung nach dem Krieg:
“Grundsätzlich darf ich
sagen, dass ich viel zu lange in der christlichen Arbeiterbewegung gestanden
habe, als dass ich nicht von ganzem Herzen heraus ein wahrhaft sozial denkender
Mann bin und stets bleiben werde. Ich werde mich für den wirksamen Schutz der
wirtschaftlich Schwächeren stets mit besonderem Eifer einsetzen.”
Jeder Vertreter der
Kirche, der gegen Ende der Weimarer Republik für ein politisches Amt
kandidierte, war der massiven Kritik der Nationalsozialisten ausgesetzt. Sie
behaupteten, der Papst wende sich gegen jedes politisches Engagement der
katholischen Geistlichen. Dabei handelte es sich um ein Verwirrspiel, das die
Nationalsozialisten betrieben, um die Wähler abzuhalten, ihre Stimme
geistlichen Politikern zu geben. Als Meixner feststellte, dass derartige
Aktionen durchaus erfolgreich waren, versuchte er bei seinen Wahlveranstaltungen
die Wähler zu überzeugen, dass derartige Angriffe Teil einer Schmutzkampagne von
Seiten der NSDAP waren.[31]
Meixner hatte die
Nationalsozialisten als größten Feind der Demokratie erkannt. Deshalb bestand
ein großer Teil seines Wahlkampfes aus Warnungen vor dem immer stärker
werdenden rechtsradikalen Gedankengut. Er setzte sich für eine gemäßigte
Politik ein, um die Wirtschaftskrise zu lösen[32].
Seine wirtschaftliche Grundeinstellung zeigt folgender Auszug einer Rede:
“Welchen Weg hat uns
denn seine [Hitlers, Anm. d. Verf.] Bewegung gezeigt? Die Autarkie, die sie
verkündet, kann uns nicht helfen, denn unsere Industrie braucht Rohstoffe aus
dem Ausland, und 15 Millionen deutsche Arbeiter leben heute vom Export. Die
Lösung von den Weltmärkten vermehrt die Arbeitslosigkeit, vermehrt Not und
Armut. Oder soll uns die Binnenwährung eines Feder [führender NS-Ideologe in
der Frühzeit der Bewegung, Anm. d. Verf.] retten? Wertloses Geld würde das
deutsche Volk nach einer möglichen Scheinblüte mit neuer Inflation und dem
endgültigen Zusammenbruch bezahlen müssen. Nein! Die Wurzel unserer
wirtschaftlichen Not liegt viel tiefer als die Schlagworte der Rechtsradikalen
uns weismachen wollen. Sie beweisen damit nichts anderes, als dass ihnen jede
Kenntnis volks- und weltwirtschaftlicher Zusammenhänge abgeht. Unsere
wirtschaftliche Not bedarf geduldigen und klugen Zusammenwirkens aller Völker,
um sie zu heilen. Zwei Wege führen uns aus dieser Not: Die Wiederherstellung
des Vertrauens und der Zusammenarbeit unter den Völkern und Sparsamkeit und
Opferwille im eigenem Volke.”[33]
Die Wahlvorbereitung der
BVP für die Landtagswahl am 24. April 1932 war durch die Furcht vor der NSDAP
gekennzeichnet. Die Erfolge dieser Partei bei der Reichstagswahl vom 13. März
1932 sowie der Reichspräsidentenwahl vom 13. März und 10. April 1932 gaben Anlas
zur Sorge. Deshalb führte die BVP einen energischen Wahlkampf. Nachdem
die BVP knapp vor der NSDAP (1213 Stimmen mehr) weiterhin stärkste Partei
Bayerns war, stellte sich die Frage nach Koalitionsmöglichkeiten für sie. Nur
ein Zusammengehen mit der NSDAP oder mit der SPD und dem Bauernbund waren
theoretisch mehrheitsfähig, jedoch war eine Koalition mit der NSDAP wegen den
grundsätzlichen Differenzen nicht möglich. So blieb nur eine Verbindung mit SPD
und Bauernbund. Da aber die Koalitionsverhandlungen von Seiten der BVP nur
halbherzig und ideologisch geführt wurden, konnte keine Einigung erzielt
werden, ein Ergebnis, das es dieser Partei verwehrte, sich an der
Regierungsbildung zu beteiligen[34].
Stärkster Konkurrent
Meixners im Wahlkampf war der Kandidat der NSDAP, Lorenz Zahneisen, aus
Bamberg. Der Kandidat der SPD, Joseph Dennstädt, war dagegen weniger zu
fürchten[35].
Bei der Wahl in Meixners Heimatwahlkreis am 24. April 1932 erreichte die BVP
10821 Stimmen gegenüber 12189 der NSDAP und 3811 der SPD in Bamberg-Stadt[36].
In den Landtag konnten aus dem Wahlkreis Bamberg, Bayreuth-Pegnitz,
Kulmbach-Stadtsteinach, Marktredwitz - Berneck - Wunsiedel, Hof, Coburg Lorenz
Zahneisen und Georg Meixner gemeinsam einziehen.
Meixner widmete sich im
Landtag hauptsächlich wirtschaftlichen Fragen. Im “Ausschuß für Aufgaben
wirtschaftlicher Art” war er abwechselnd mit Dr. Schlittenbauer (BVP)
tätig, den Sitz im “Ausschuß für den Staatshaushalt” teilte er sich mit
den BVP-Abgeordneten Götz und Dörfler[37].
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