Beilagen

Titel

Vorwort

Inhalt

1. Jugend

2. Vor 1933

3. NS-Zeit

4. Nach 1945

5. Persönlich

6. Ehrungen

Schluss

Quellen

4.2 Der Wiederaufbau des St. Otto-Verlages

Prälat Meixners Anliegen nach dem Krieg war es, die St. Otto-Verlag GmbH in ihrer früheren Form wieder aufzubauen. Der Vertrag wurde am 11. Dezember 1946 vor dem Notar Carl Ritter von Traitteur ausgehandelt. Neben Prälat Meixner erschienen dort Dr. Georg Rattel (Zahnarzt und früherer 2. Bürgermeister), Josef Müller (Ingenieur) und Dr. Valentin Wiesner (Oberstudienrat). Probleme ergaben sich zwangsläufig aus der Einziehung des Vermögens der “St. Otto-Verlag GmbH” vom 11. Juni 1937. Auf das alte Vermögen, das beschlagnahmt worden war, bestand kein rechtlicher Anspruch mehr. Die Gesellschafter von damals wollten den Verlag jedoch im früheren Sinn weiterführen. Darum sammelten sie im Vorfeld Schriftdokumente und Verträge, die Ansprüche beweisen sollten. Außerdem machten es sich die Teilhaber des neuen Unternehmens zur Ehrenaufgabe, die Rechte der damaligen Anteilseigner und Gläubiger zu bewahren und diese zu entschädigen, sofern dies überhaupt noch möglich war. Dazu wollten sie das Geld und die Immobilien verwenden, die man zu erhalten hoffte.[101]

Den Geschäftsbetrieb konnte der Verlag erst im August 1947 wieder aufnehmen.[102] Um ihn aufrecht halten zu können, wurde 1949 zu seiner Stützung die Bayerische Verlagsanstalt gegründet, in der Schulbücher, außerdem Jugend- und Unterhaltungsliteratur erschienen.[103]

Zehn Jahre nach der Enteignung bekam also der Verlag das Eigentum wieder zurück, das ihm zustand. Jetzt erst konnte umgebaut, modernisiert und neuerrichtet werden. Buchbinderei und Offsetdruckerei erhielten modernste Maschinen, um auch auf lange Sicht gesehen konkurrenzfähig bleiben zu können. Der Buchverlag, die Görres-Buchhandlung und der graphische Betrieb wurden ebenfalls modernisiert.[104]

Eine der vielen Aufgaben im Verlag war die Gründung einer Nachfolgezeitung des “Bamberger Volksblattes”, das von den Nationalsozialisten eingestellt worden war. Ein Verdienst Meixners war es, dass er die ersten Schritte zur Gründung des “Neuen Bamberger Volksblattes” unternahm.[105] Die Zeitung durfte aber erst 1949 wieder erscheinen. Am 1. Mai kam die erste Ausgabe auf den Markt,[106] die drei Bezirks- und vier Kopfblätter umfasste.[107]

Das “Volksblatt” konnte sich jedoch auf die Dauer nicht festigen. Am 1. Januar 1970 wurde es vom “Fränkischen Tag” übernommen[108]. Selbst nach dem Verkauf hatte der Betrieb noch über 200 Mitarbeiter[109].

Bis 1960 war der Verlag enorm gewachsen. Bei seiner Gründung 1923 hatte er elf Mitarbeiter und 2000 Abonnenten des “St. Heinrichsblattes”, seit seinem Wiedererscheinen 1946 eine der größten Zeitungen Oberfrankens. Im Todesjahr Meixners zählte er über 300 Mitarbeiter und verkaufte 75000 Exemplare des “St. Heinrichsblattes” pro Ausgabe.[110]

Der Miteigentümer Meixner bestimmte testamentarisch , dass mit seinen Anteilen am St. Otto-Verlag nach seinem Tod folgendes zu geschehen habe:

“Die Anteile am St. Otto-Verlag in Höhe von nominal DM 33.500,-- sollen, wenn Schwierigkeiten rechtlicher und steuerlicher Art überwunden werden können, zu einer fiduziarischen [Übergabe des Erbes von einem Vorerben zu bestimmten Bedingungen, Anm. d. Verf.] Stiftung verwendet werden. Ihre Erträgnisse sollen ausschließlich für kirchliche und gemeinnützige oder wohltätige Zwecke, in erster Linie zur Förderung und Stärkung der katholischen Presse verwendet werden. Die Verwaltung der Stiftung sollen die Aufsichtsräte und der oder die Geschäftsführer des St. Otto-Verlages führen.”

Als es keine Einsprüche von den Steuerbehörden und dem Nachlassgericht Bamberg gab, stimmte der St. Otto-Verlag zu, die Verwaltung der Stiftung in Meixners Sinn zu übernehmen.[111]



[101]   SOV, Notariatsurkunde von Ritter von Traitteur für Prälat Meixner vom 11.12.1946

[102]   NBV Nr. 170 vom 25.7.1957

[103]   Staffelsteiner Volksblatt Nr. 250 vom 29.10.1960

[104]   FT Bamberg Nr. 266 vom 17.11.1972

[105]   nach Bosl, Bayerische Biographie, S. 121/122

[106]   Staffelsteiner Volksblatt Nr. 250 vom 29.10.1960

[107]   NBV Nr. 170 vom 25.7.1957

[108]   nach Spindler, Handbuch der bayerischen Geschichte, S. 1166-1173

[109]   FT Bamberg Nr. 266 vom 17.11.1972

[110]   St. Heinrichsblatt Nr. 45 vom 6.11.1960

[111]   SOV, Notariatsurkunde von Dr. E. Ludwig für SOV am 28.12.1961