Prälat Meixners Anliegen
nach dem Krieg war es, die St. Otto-Verlag GmbH in ihrer früheren Form wieder
aufzubauen. Der Vertrag wurde am 11. Dezember 1946 vor dem Notar Carl Ritter
von Traitteur ausgehandelt. Neben Prälat Meixner erschienen dort Dr. Georg
Rattel (Zahnarzt und früherer 2. Bürgermeister), Josef Müller (Ingenieur) und
Dr. Valentin Wiesner (Oberstudienrat). Probleme ergaben sich zwangsläufig aus
der Einziehung des Vermögens der “St. Otto-Verlag GmbH” vom 11. Juni
1937. Auf das alte Vermögen, das beschlagnahmt worden war, bestand kein
rechtlicher Anspruch mehr. Die Gesellschafter von damals wollten den Verlag
jedoch im früheren Sinn weiterführen. Darum sammelten sie im Vorfeld
Schriftdokumente und Verträge, die Ansprüche beweisen sollten. Außerdem machten
es sich die Teilhaber des neuen Unternehmens zur Ehrenaufgabe, die Rechte der
damaligen Anteilseigner und Gläubiger zu bewahren und diese zu entschädigen,
sofern dies überhaupt noch möglich war. Dazu wollten sie das Geld und die
Immobilien verwenden, die man zu erhalten hoffte.[101]
Den Geschäftsbetrieb konnte
der Verlag erst im August 1947 wieder aufnehmen.[102]
Um ihn aufrecht halten zu können, wurde 1949 zu seiner Stützung die Bayerische
Verlagsanstalt gegründet, in der Schulbücher, außerdem Jugend- und
Unterhaltungsliteratur erschienen.[103]
Zehn Jahre nach der
Enteignung bekam also der Verlag das Eigentum wieder zurück, das ihm zustand.
Jetzt erst konnte umgebaut, modernisiert und neuerrichtet werden. Buchbinderei
und Offsetdruckerei erhielten modernste Maschinen, um auch auf lange Sicht
gesehen konkurrenzfähig bleiben zu können. Der Buchverlag, die
Görres-Buchhandlung und der graphische Betrieb wurden ebenfalls modernisiert.[104]
Eine der vielen Aufgaben
im Verlag war die Gründung einer Nachfolgezeitung des “Bamberger
Volksblattes”, das von den Nationalsozialisten eingestellt worden war. Ein
Verdienst Meixners war es, dass er die ersten Schritte zur Gründung des “Neuen
Bamberger Volksblattes” unternahm.[105]
Die Zeitung durfte aber erst 1949 wieder erscheinen. Am 1. Mai kam die erste
Ausgabe auf den Markt,[106]
die drei Bezirks- und vier Kopfblätter umfasste.[107]
Das “Volksblatt”
konnte sich jedoch auf die Dauer nicht festigen. Am 1. Januar 1970 wurde es vom
“Fränkischen Tag” übernommen[108].
Selbst nach dem Verkauf hatte der Betrieb noch über 200 Mitarbeiter[109].
Bis 1960 war der Verlag
enorm gewachsen. Bei seiner Gründung 1923 hatte er elf Mitarbeiter und 2000
Abonnenten des “St. Heinrichsblattes”, seit seinem Wiedererscheinen 1946
eine der größten Zeitungen Oberfrankens. Im Todesjahr Meixners zählte er über
300 Mitarbeiter und verkaufte 75000 Exemplare des “St. Heinrichsblattes”
pro Ausgabe.[110]
Der Miteigentümer Meixner
bestimmte testamentarisch , dass mit seinen Anteilen am St. Otto-Verlag nach
seinem Tod folgendes zu geschehen habe:
“Die Anteile am St. Otto-Verlag
in Höhe von nominal DM 33.500,-- sollen, wenn Schwierigkeiten rechtlicher und
steuerlicher Art überwunden werden können, zu einer fiduziarischen [Übergabe
des Erbes von einem Vorerben zu bestimmten Bedingungen, Anm. d. Verf.] Stiftung
verwendet werden. Ihre Erträgnisse sollen ausschließlich für kirchliche und
gemeinnützige oder wohltätige Zwecke, in erster Linie zur Förderung und
Stärkung der katholischen Presse verwendet werden. Die Verwaltung der Stiftung
sollen die Aufsichtsräte und der oder die Geschäftsführer des St. Otto-Verlages
führen.”
Als es keine Einsprüche
von den Steuerbehörden und dem Nachlassgericht Bamberg gab, stimmte der St.
Otto-Verlag zu, die Verwaltung der Stiftung in Meixners Sinn zu übernehmen.[111]
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