Die Außenwände des Hauses bestanden aus locker gestellten, nichttragenden schwächeren Pfosten. Die Zwischenräume dichtete man - wie beim traditionellen Fachwerk - mit lehmverstrichenem Flechtwerk ab. Die zum neolithischen Fundmaterial gehörenden Hüttenlehmbrocken zeigen so bisweilen Abdrücke von Flechtwerk.
Neolithische Gebäude waren "gerichtet", dass heißt sie waren von Nordwesten (Wetterseite) nach Südosten (Sonnenseite) orientiert. Die Nordwestseite war zum Schutz gegen Regen und Wind besonders befestigt. Sie bestand, wie auch das anschließende hintere Viertel der Längsseiten aus massiven Bohlenwänden, die in Wandgraben eingelassen (fundamentiert) waren.
Neben diesem üblichen Bauprinzip gab es in den Siedlungen natürlich auch eine Vielzahl kleinerer Pfostenbauten für diverse Zwecke (Scheune, Vorratsspeicher, Werkstatt ...).
Zwischen den Häusern, parallel zu den Traufseiten (Längsseiten) befanden sich länglich-ovale Gruben verschiedener Größe und Tiefe. Aus diesen entnahmen die Siedler den Lehm für den Wandverputz. Später dienten sie auch als Abfallgruben, in die Herdasche, Speisereste, zerschlagenes Geschirr, unbrauchbar gewordene Werkzeuge und dergleichen geworfen wurde. Vorstellbar ist auch eine Funktion als Drainagegrube, in der nach starken Regenfällen das Traufwasser versickerte. Diese Gruben zeichnen sich noch heute als dunkle Verfärbungen im Ackerboden ab, und aus ihnen stammt der Großteil des neolithischen Fundmaterials.
Die neolithische Dorfanlage
Das Aussehen einer neolithischen Siedlung lässt sich nur indirekt über Grabungsfunde erschließen, da von den Gebäuden oberirdisch nichts mehr erhalten ist. Bei einer Siedlungsgrabung sieht man nach dem Abschieben der obersten Humusschicht im Planum eine verwirrende Vielzahl von dunklen Verfärbungen, die je nach Form und Größe als Gruben, Pfostenlöcher und Wandgräbchen zu deuten sind. Ausgehend von letzteren, die den Nordwestabschluß der Gebäude bildeten, lassen sich nach mühseliger Arbeit die Pfostenstellungen einzelnen Grundrissen (Gebäudegrundrissen) zuordnen.
Die Grabungspläne zeigen nach dem Entzerren eine Fülle sich überlagernder Grundrisse der typischen Langhäuser. Dies deutet daraufhin, dass nicht alle Gebäude gleichzeitig bestanden haben, sondern dass man eher eine Mehrphasigkeit der Besiedelung eines Ortes annehmen darf.
Die Überlagerungen sind also das Ergebnis einer Folge von Neubau, Nutzung, Aufgabe, Offenlassen und Wiederbebauung eines Bauplatzes".( Möglicherweise wurden die Neubauten neben den baufälligen Altbauten errichtet, oder sie wurden am Dorfrand erstellt, und nach Verfall der Altbauten kehrte man wieder auf die ursprünglichen Grundstücke zurück.
Weitaus plausibler erscheint die in Archäologenkreisen allgemein anerkannte Hypothese, wonach der Siedlungsplatz zeitweilig aufgegeben und nach (vielen) Jahren neubesiedelt wurde. Offenbar verließen die Bauern nach Schadhaftwerden der Häuser und Nachlassen der Bodenfruchbarkeit ihr Dorf und suchten sich einen neuen Siedlungsplatz. Später, nach wenigen Generationen, kehrten ihre Nachkommen wieder an den alten Siedlungsplatz zurück.
Diesem Denkmodell liegt die Beobachtung zugrunde, dass in den Siedlungsplänen die Grundrisse vieler Großbauten auffallend parallel angeordnet sind. Die Fachleute gehen davon aus, dass diese parallelen Gebäude gleichzeitig bestanden haben und eine Dorfanlage bildeten. Diese Annahme würde zum einen bedeuten, dass es keine lückenlose Kontinuität der Besiedelung gegeben hat, zum anderen, dass jede Siedlung nach einem festen Plan angelegt wurde.
Die Grabungsbefunde von Landshut-Sallmannsberg und Straubing-Lerchenhaid scheinen diese Vermutung zu bestätigen. In den genannten bandkeramischen Siedlungen ließen sich Dorfgassen mit giebelständigen Häuserreihen nachweisen
(.
Hinsichtlich der Einfriedung der Grundstücke liegen derzeit noch keine eindeutigen Erkenntnisse vor. In der jungsteinzeitlichen Siedlung von Enkingen (im Nördlinger Ries) fanden die Ausgräber eine parallel zu einem Gebäude verlaufende Reihe enggestellter Pfosten, die man als Zaun interpretieren könnte
(. Sollten derartige Grundstückseinfassungen die Regel gewesen sein, so wurden sie sicher in Leichtbauweise (Flechtwerk) errichtet, die im Boden keine Spuren hinterläßt.
In einigen Fällen war die Dorfanlage von einem Graben mit oder ohne Palisaden umgeben. In Oberfranken konnte bei einer Siedlungsgrabung in Unterlauter (Landkreis Coburg) ein solcher Umfassungsgraben festgestellt werden
(.
Seine ursprüngliche Breite betrug 2 m bei einer Tiefe von 1,5 m. Hier handelt es sich weniger um eine Befestigungsanlage als vielmehr um eine Einfriedung bzw. um eine Abgrenzung des Dorfgebietes gegenüber der umgebenden Wildnis. Außerdem verhinderte dieser Graben das Weglaufen der Haustiere und hielt Raubtiere ab. Für jeden Fremden war er das sichtbare Zeichen der Inbesitznahme dieses Platzes.
In sozialer Hinsicht ist diese Baumaßnahme von großer Bedeutung, da sie eine frühe Form menschlicher Gemeinschaftsleistung darstellt.
Fußnoten:
5) Sangmeister, Edward, Die ersten
Bauern, in: Urgeschichte in Baden Württemberg, S. 452
6) Christlein, Rainer, Landesarchäologie
in Bayern 1981 - ein Überblick, in: Das
Archäologische Jahr in Bayern 1981, S. 21
7) Lüning, J., Ausgrabungen zur ältesten
Bandkeramik im Nördlinger Ries, in: Das archäologische Jahr in Bayern 1987, S. 32-34
8) Abels, Björn-Uwe, Ausgrabungen
und Funde in Oberfranken 1 1977/78, S. 159 f.