An beiden Arten von Keramik (Gebrauchsgeschirr und Vorratsgefäß) treten nicht selten als "Handhaben" sogenannte
"Knubben" oder "Griffwarzen" auf, die einen besseren Halt der Gefäße in der Hand gewährleisten sollten.
Die Linearbandkeramik bleibt durch die ca. zehn Jahrhunderte in
Bezug auf Formen und Verzierungen nicht unverändert. Vielmehr lässt sich eine Abfolge von Stilen erkennen. Die Entwicklung beginnt mit einfachen Formen und Ornamenten der ältesten Phase der Lbk und führt über kompliziertere und variantenreichere Muster bis zur jüngeren Phase mit einer allmählichen Auflösung der Linienmuster und einer Einführung reiner Stichmuster (Stichbandkeramik). Auch die Form der Gefäße ändert sich: Die Kümpfe mit zunächst eingezogenem Rand erhalten später geschwungene Randprofile bis hin zu einer betonten Halsbildung.
Waren die Gefäßarten und -verzierungen in der ältesten Phase der Lbk für ganz Mitteleuropa noch einheitlich, so erfolgte sehr bald eine Aufsplitterung in Regionalstile, die unterschiedliche Zierformen aufwiesen.
Seit den 30-iger Jahren unseres Jahrhunderts haben namhafte Archäologen anhand des keramischen Materials aus Siedlungsgrabungen Chronologien für bestimmte Regionen erstellt.
Vor allem der Forschungsbericht von Walter Meier-Arendt über die bandkeramische Kultur im Untermaingebiet13 verdient hier besondere Beachtung, da in dieser Arbeit eine zu unserem Obermaingebiet benachbarte Region untersucht wird.
Aus dieser Nachbarschaft ergaben sich (in vorgeschichtlicher Zeit) sicherlich wechselseitige Beziehungen mit entsprechender Beeinflussung auch im Bereich der materiellen Kulturprodukte.
So darf man durchaus annehmen, dass gerade bei den keramischen Erzeugnissen beider Regionen große Obereinstimmung vorhanden ist.
Die Chronologie von Walter Meier-Arendt kann also mit gewissem Vorbehalt als Orientierungs- und Vergleichsmodell für die zeitliche Einordnung herangezogen werden.
W. Meier-Arendt gliedert die Linearbandkeramik von der Frühzeit zur Spätzeit in die Phasen I - V.
14).
In der folgenden Beschreibung der Draisdorfer Keramik beziehe ich mich auf das oben erwähnte Phasenmodell. Allerdings ist eine eindeutige Zuordnung schwierig, da die (Phasen-) Übergänge fließend sind und Merkmale der vorausgehenden Phase auch noch in der nachfolgenden zu finden sind. So mag es hier genügen, die Keramik der Linearbandkeramik
(Lbk) in frühe (Phase I + II), mittlere (Phase III) und späte (Phase IV + V) Formen einzuteilen.

Fußnoten:
10)
Neolithisierung bezeichnet den Prozess der Ausbreitung
jungsteinzeitlicher Kulturen
11) Lücke
Monika und Dammers Kim: Keramikherstellung im offenen Feldbrand, in
Experimentelle Archäologie in Deutschland, S. 321.
12) Züchner,
Christian, Die Steinzeit in Oberfranken, in: Oberfranken in vor- und frühgeschichtlicher Zeit, S. 52.
13) Dazu:
Meier-Arendt, Walter: Die bandkeramische Kultur im Untermaingebiet
14) Ebd.,
S. 22-46