Zu
einer kompletten Schiebemühle gehört natürlich auch noch das Gegenstück
zum Mahlstein, der sogenannte Reibstein oder Läufer. Er besteht
ebenfalls aus einem Sandsteinbrocken mit plangeschliffener Unterseite,
ist aber in der Regel kleiner und handlicher.
Eine
Vorstellung über den Gebrauch solcher steinernen Schiebemühlen
vermitteln antike bildliche und plastische Darstellungen sowie
Beobachtungen bei afrikanischen Eingeborenen. Die Mahlsteine wurden
nicht auf den blanken Boden gelegt, sondern erhöht in einen Lehmsockel
eingebaut (Lehmbett). Die mahlende Person kniete vor dem erhöhten
Mahlstein und schob in einer Vor- und Zurückbewegung oder kreisenden
Bewegung den Läufer über das auf dem Mahlstein liegende Getreide 18).
In
kultureller Hinsicht stellen diese Steingeräte einen bedeutenden
materiellen Beleg sowohl für die neue Wirtschaftsweise als auch für
die Sesshaftigkeit dar. Die Mahlsteine erreichen mitunter eine beträchtliche
Größe und haben ein entsprechendes Gewicht. Erst kürzlich konnte ich
auf einer anderen Fundstelle ein vollständiges und bemerkenswert großes
Exemplar bergen. Der Stein war 40 cm lang, 25 cm breit und hatte ein
Gewicht von etwa 20 kg. Der Besitz und Gebrauch solch schwerer Geräte
ist nur bei sesshaft lebenden Bauern vorstellbar.
Reste
jungsteinzeitlicher Handmühlen kamen auch auf der Draisdorfer
Fundstelle häufig zutage. Das beste Stück ist noch zu 2/3 seiner ursprünglichen
Größe erhalten (Abb.12/1). Es besteht aus grobkörnigem Sandstein und
weist die typische sattelförmig ausgeschliffene Arbeitsfläche auf. Die
Zuordnung der vielen teilweise nur hand- bzw. faustgroßen Bruchstücke
bereitet Schwierigkeiten. Bei diesen kann es sich sowohl um Reste von
Mahlsteinen als auch um Läuferbruchstücke (Reibsteine) oder um
Schleifsteine handeln, auf denen die Schneiden der Steinbeile
nachgeschliffen wurden.
Ein
Bruchstück mit muldenförmig ausgeschliffener Oberseite deutet auf eine
Verwendung als Schleifstein für Steinbeile hin. (Schleifmuldenstein)
(Abb.12/2)
Ein
etwa handflächengroßes Fragment einer feinkörnigen und dünnen
Sandsteinplatte mit glatter, leicht ausgeschliffener Arbeitsfläche ist
als Schminkreibplatte anzusprechen (Abb. 12/3). Ein vergleichbares und
vollständiges Stück ist aus dem Fundmaterial von Zilgendorf bekannt
geworden 19).
Auf
diesen Schminkreibplatten (Schminkpaletten) wurden Roteisensteine (Hämatit)
zu rotem Farbpulver zerrieben, welches dann wohl bei bestimmten
kultischen Handlungen (Ritualen) zur Körperbemalung benützt wurde. Die
Farbsteine aus Hämatit oder Rötel, die im Fundgut jungsteinzeitlicher
Siedlungsplätze oft zu finden sind, zeigen deutlich Schleifflächen
(Schleiffacetten).
Fußnoten:
18) Teegen, Wolf-Rudiger, Hellmich
Erika, Schulz Gabriele: Getreidemahlen auf einer
Trogmühle, in: Experimentelle Archäologie in Deutschland, S.
113-121.
19)
Vgl.: Schönweiß, Werner: Die bandkeramischen Siedlungen von Zilgendorf
und Altenbanz, S. 45, Tf.
45,2