Beilagen

Titel

Inhalt

Vorwort

 

Kap I:
Die Herkunft der 
frühen Bauern

 

Kap. II:
Siedlungen zw.
Main und Itz

II.1:
Landschaft-
liche Situation

II.2:
Siedlungsgeologie

II.3:
Dorfanlage

 

Kap. III:
Draisdorf

III.1:
topografische 
Lage

III.2: Fundgut




Keramikfunde
 in  Draisdorf




Geräte aus 
Felsgestein




Geräte aus
Sandstein




Geräte aus
Feuerstein


III.3:
Vorstellungswelt
der Bauern

 

 

Bildtafeln

Tafel 1: Keramik

Tafel 2: Keramik

Tafel 3: Steingerät

Tafel 4: Steingerät

Tafel 5: Silex

 

Literatur

Bild-
nachweis

3. Zur Vorstellungswelt der neolithischen Bauern

Natürlich können bei weitem nicht alle Bereiche einer Kultur nur durch Befunde hinreichend erfasst werden. Aus einer Zeit ohne mündliche und schriftliche Überlieferung bleiben so wichtige Bereiche wie Sitten und Gebräuche, Denkweisen, Kulte und Rituale weitgehend im Dunkeln.

Wollen wir uns die Bewusstseinswelt der neolithischen Siedler von Draisdorf vorstellen, so sind wir vollständig auf Analogien und Vermutungen angewiesen, Funde, die z.B. auf religiöses Denken schließen ließen, fehlen von dieser Fundstelle bis jetzt.

Man darf annehmen, dass die frühen Bauern Anhänger einer Naturreligion waren und alle natürlichen Erscheinungen verehrten, die Einfluss auf Leben und Wachstum haben (z.B. Sonne, Regen, Wind, Erde u.ä.). Vereinzelt finden sich Belege für solche Naturgottheiten. Besondere Beachtung verdienen in diesem Zusammenhang die seltenen Reste tönerner Kultfigürchen, die als Muttergottheiten interpretiert werden. Bei der Siedlungsgrabung des nur ca. 4 km entfernten Zilgendorf kam das Bein eines solchen "Idols" zu Tage. Es erinnert an die weitaus älteren Stein- oder Tonidole der ältesten neolithischen Kulturen des Vorderen Orients.

Ebenso wird das Fragment einer stilisierten Sitzfigur, die ein Gefäß hält (aus Gaukönigshofen, Landkreis Würzburg), von den Archäologen "...als Kultobjekt gedeutet, wobei man an einen Fruchtbarkeitskult denkt, genauer gesagt an die Göttin des Regens, die aus einem Behälter das Lebenswasser strömen lässt" 24).

Einen interessanten Einblick in jungsteinzeitliche Glaubensvorstellungen vermitteln auch die wichtigen Befunde aus der Jungfernhöhle bei Tiefenellern (Landkreis Bamberg), die Otto Kunkel 1955 untersuchte. Die hier vorgefundenen Skelettreste von 38 Menschen (vorwiegend junge Frauen) und die an manchen Knochen festgestellten Schnittspuren deuten auf Menschenopfer bzw. rituellen Kannibalismus hin. Offenbar wurden diese Opfer einer Erdgöttin dargebracht, um diese zu besänftigen. Dieser schreckliche Brauch entstand mit dem Ackerbau  " ... aus dem Gefühl der totalen Abhängigkeit von der Gnade der Götter" 25).

Bei aller Vorsicht erweist sich also zumindest die romantisierende Vorstellung des zufriedenen Bauern, der im Einklang mit sich und der Natur ein beschauliches und glückliches Leben führt, als Illusion, die nur auf dem Boden unseren Zweifelns an der heutigen Zivilisation gedeiht.

Fußnoten:

24) Ebd. S. 30

25) Schneider, Wolf: Wir Neandertaler, S. 182

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