Auch
die Art der Schäftung war für die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten
der Werkzeuge recht vielfältig. Es gab einfache Loch- und Schnabelschäftungen,
aber auch kompliziertere Formen, bei denen ein Zwischenfutter aus
Hirschgeweih die Wucht des Schlages puffert (auffängt) und eine
Sprengung des Schaftes verhindert (Abb.9).
Die
Fundstelle erbrachte neben mehreren breiten Exemplaren auch zwei
schmale, schlanke und hochgewölbte Schuhleistenkeile (Tafel 4; 1 +
2).
Beide Geräte sind antik gebrochen. Das kürzere Werkzeug ist vorzüglich
geglättet, seine Schneide ist intakt und noch scharf (Tafel 4; 2). Bei
dem anderen Steingerät ist die Schneide leider beim Gebrauch alt
ausgebrochen. Dennoch weist das Reststück eine ungewöhnliche Länge
auf und erinnert mit seiner gesteckten, schmalen Form an einen Meißel
(Tafel 4; 1).
Der
zweite Beiltyp, das Flachbeil (Flachhacke) stimmt in den wesentlichen
Formeigenschaften mit dem Schuhleistenkeil überein. Es besitzt einen länglichen
bis trapezförmigen Umriss, wobei sich das Gerät von der schmalen
Nackenpartie zur Schneide hin verbreitert. Sein Querschnitt ist
ebenfalls D-förmig, nur die Oberseite ist viel flacher gewölbt.
Die Breite erscheint also wesentlich größer als die Höhe (Tafel 3; 4
- 6; Tafel 4; 3 +
4).
Praktische
Versuche mit beiden Beilarten führten zu unterschiedlichen Ergebnissen:
So eignet sich der Schuhleistenkeil, für den man eine Querschäftung
annehmen darf, wegen seiner geringen Schneidenbreite nur für
Behauarbeiten.
Zwar
lassen sich mit dem genannten Steingerät auch Bäume fällen, doch im
Experiment hat es sich für diesen Anwendungsbereich als wenig effektiv
erwiesen. Aufgrund der Querschäftung zwingt das Werkzeug zum Arbeiten
in Augenhöhe, so dass nach dem Fällen mannshohe Baumstümpfe zurückbleiben.
"Dagegen
ist das Fällen mit einem parallel geschäfteten Flachbeil knapp über
dem Boden ohne Schwierigkeiten zu bewältigen. Eine Eiche von 16 cm
Durchmesser konnte auf diese Weise in 20 Minuten geschlagen werden. Die
Schneide des Beiles war nach dieser Fällaktion noch unverändert
scharf." 15 )
Die
Schäftung der Beilklingen
Beile
sind Kompositgeräte, bestehend aus Holzgriff und Steingerät. Aus der
älteren Jungsteinzeit (Lbk) haben sich aber nur die steinernen
Schneiden erhalten - die organischen Bestandteile sind (längst)
vergangen.
Aus
Ufer- und Moorsiedlungen Oberschwabens, z.B. am Bodensee oder Federsee,
liegen eine Reihe von hölzernen Schäften vor, die Aufschluss darüber
geben, wie die Steinwerkzeuge gefasst und benutzt wurden. Unter
Abschluss des Luftsauerstoffs haben sich im feuchten Milieu organische
Materialien wie Holz, Leder oder Stoffe über viele Jahrtausende
erhalten. Die Holzfunde beweisen, dass die Jungsteinzeitler eine
erstaunliche Materialkenntnis besaßen: ..."Holzart, Lage im Baum,
Jahrringstellung im Verhältnis zur Schlagrichtung - auf alles wurde
geachtet." 16)
Durchbohrte
Beile kommen in der Bandkeramik noch relativ selten vor. Die Technik des
Steinbohrers scheint erst seit der mittleren Linearbandkeramik bekannt
gewesen zu sein. Von der Fundstelle liegen drei Beispiele für
Bohrversuche vor (Tafel 4; 5 -
7).
Auf
der glatten Unterseite eines Klopfsteins kann man einen Bohransatz in
Form eines flachen, eingetieften Ringes erkennen (Tafel 4;
7). Zwei
Flachbeile sind offenbar beim Bohren zerbrochen und zeigen an der
Bruchstelle eine Hälfte des konischen Bohrkanals (Tafel 4; 5 +
6).
Dieser und der oben erwähnte flach eingetiefte Ring geben Aufschluss über
das Bohrverfahren: Demnach besaß der Bohrer einen hohlen Bohrkopf aus
einem Holunderholzstück oder einem Röhrenknochen. Der Bohrer wurde mit
einem Drillbogen in eine rotierende Bewegung gesetzt. Unter Zusatz von
Quarzgrus und Wasser schliff sich der Bohrkopf allmählich durch den
Stein. Bei dieser arbeitssparenden Technik des Hohlbohrens hinterließ
der sich abnützende Bohrer ein konisches Bohrloch und einen konischen
Bohrkern (Abb.10).